75 Jahre Mitgliedschaft bei den Freien Demokraten

„Hier ist Ersatz für die Verhafteten“, mit diesen Worten trat am 2. Mai 1946 Hans Helmut Rösler in Eisenberg in die Liberal-Demokratische-Partei ein, nachdem am 1. Mai eine Gruppe junger Liberaler wegen einer plakativen Aktion gegen die von den Kommunisten organisierten Kundgebung  verhaftet worden waren.

Der aus dem Sudetenland Stammende lebte nach der Vertreibung aus seiner Geburtsstadt Aussig, heute Usti nad Labem, in Eisenberg und absolvierte dort nach dem Besuch einer Internats-Oberschule in Dresden und der Handelsakademie in seiner alten Heimat während des 2. Weltkriegs in der Eisenberger Klavier- und Möbelfabrik Adolph Geyer Nachfolger eine Ausbildung als Industriekaufmann, wo er bis zu seiner Verhaftung tätig war.

In der liberalen Partei übernahm er bald die Aufgabe eines ehrenamtlichen Jugendreferenten, wurde Mitglied des Jugendbeirats seiner Partei in Jena, und war in seiner neuen Heimat bald eine bekannte Persönlichkeit in der Auseinandersetzung mit den örtlichen Kommunisten. Es gelang ihm eine politisch aktive Gruppe von „Jungdemokraten“ aufzubauen, die sich so in der sowjetischen Besatzungszone nicht nennen durften,  zu denen   auch Walter und Gisela  Jahn, Erna Gabert, sowie  Ludwig und Gerhard Eismann und weitere junge Eisenberger  gehörten. Kurzzeitig erreichte er durch seine politische Arbeit, die örtliche FDJ  vom kommunistischen Einfluss  frei zu halten. Im Kulturbund hatte er Gelegenheit mit prominenten Kommunisten, wie Alexander Abusch und dem Vater von Klaus Gysi über demokratische Werte zu diskutieren.  Zusammen mit Walter Jahn und anderen Eisenberger Parteifreunden,  nahm er an dem Parteitag 1947 in Eisenach teil, an dem auch Parteifreunde aus dem Westen, wie Theodor Heuß, teilnahmen.  Durch seine politische Tätigkeit konnte er seine Parteifreunde und die Jungdemokraten in Westberlin besuchen und Westzeitungen und Literatur nach Eisenberg bringen, wo er in einer Gaststätte Leseabende veranstaltete. Auch hielt er damals schriftliche Kontakte zur bayerischen FDP und deren Landesjugendsekretär.

Im September 1948 verhaftete der sowjetische Geheimdienst den 19-Jährigen, der dann von einem Militärgericht In Weimar wegen antisowjetischer Propaganda, konterrevolutionärer Konspiration und Spionage „in Ermangelung der Todesstrafe“, die Sowjetunion hatte für einige Zeit die Todesstrafe abgeschafft, zu 25 Jahren Haft verurteilt wurde. Nach 8 ½ Jahren Haft im „Gelben Elend“ in Bautzen und in Fort Zinna in Torgau kam er durch Bemühungen von Thomas Dehler und Hans-Dietrich Genscher frei und reiste nach Bayern zu seiner Familie aus.

In Nürnberg war er 21 Jahre als Geschäftsführer in einem Großhandelsunternehmen tätig und engagierte sich wieder aktiv in der liberalen Partei, der FDP. Er war Landesvorsitzender und Bundesvorstandsmitglied der Deutschen Jungdemokraten, Bezirksvorsitzender der FDP in Mittelfranken und  stellvertretender Landesvorsitzender der Partei in Bayern. Von 1976 bis 1997 war er Hauptgeschäftsführer der FDP in Bayern. In der Wendezeit 1989/1990 nahm er sofort Kontakt zu seinen alten Freunden und den den Jungen Liberalen in Thüringen auf und begründete eine Partnerschaft zwischen seinen Kreisverband Fürth und dem heutigen Kreisverband Jena-Saale-Holzland.

Hans Helmut Rösler, der vom Bundespräsidenten mit Bundesverdienstkreuzen  1. Klasse und am Bande ausgezeichnet wurde, ist noch heute politisch aktiv und Ehrenvorsitzender der liberalen Partei  des Kreisverbandes Jena-Saale-Holzland, des Bezirksverbandes Mittelfranken, des Kreisverbandes Fürth und der Jungen Liberalen in Thüringen. Er ist seit 57 Jahren mit seiner Frau Ursula, einer ehemaligen Jungdemokratin, die ebenfalls aus dem Sudetenland stammt, verheiratet.